Haltung der Katze
Zu allererst: Katzen sind keine Einzelgänger!
Unsere fast ausgerotteten Wildkatzen sind eine Ausnahme in diesem Zusammenhang. Bei Ihnen handelt es sich tatsächlich um Einzelgänger. Wenn in diesem Artikel von Katzen gesprochen wird, meinen wir die Hauskatzen.
Mindestens zwei Katzen.
Menschen können kein Ersatz für einen Artgenossen sein. Wenn Sie darüber nachdenken, künftig Ihr Leben mit Katzen zu teilen, denken Sie an zwei.
Und die zwei sollten zueinander passen.
Katzen jagen zwar allein, was mit der Größe ihrer Beute zusammenhängt, aber sie leben nicht allein. Die Einzeljagd hat wohl diesen Mythos erzeugt, dass Katzen Einzelgänger sind. Es ist falsch. Katzen haben vielmehr ein hochkomplexes Sozialverhalten.
Wenn Katzen zu früh von ihren Müttern getrennt werden, können sie oft kein adäquates Sozialverhalten aufbauen. Sie verstehen ihre Artgenossen dann einfach nicht. Häufiger ist es jedoch, dass Katzen artwidrig allein gehalten werden und dann den Weg ins Tierheim oder zu uns in den Verein „finden“. Solche Katzen sind manchmal nicht mehr sozialisierbar. In solcherart gelagerten Einzelfällen vermitteln wir Katzen auch in Einzelhaltung. Aber davon abgesehen, lehnen wir die Einzelhaltung ab und vermitteln auch nicht in diese Haltungsform.
Entscheidungshilfen
Hier helfen ein paar Regeln. Sie sind nicht allgemeinverbindlich, sondern nur Entscheidungshilfen:
Katzen sollten vom Alter her zueinander passen. Eine gesetztere Dame hat nur wenig Verständnis für einen halbstarken Rowdy. Mit zunehmendem Alter schwächt sich dieses Argument zwar ab, in jüngeren Jahren sollten Sie es unbedingt beachten.
Gleichgeschlechtliche Katzen kommen dauerhaft oft besser miteinander zurecht. Selbst geschlechtsunterschiedliche Wurfgeschwister, die in Kinder- und Jugendtagen unzertrennlich sind, leben im Alter von vier oder fünf Jahren oft nur nebeneinander her oder verstehen sich manchmal gar nicht mehr.
Oder doch mehr als zwei?
Das ist ein heikles Thema. Wenn Sie sich dazu entschließen, mit mehr als zwei Katzen zusammenleben zu wollen, muss Ihnen einiges klar sein. Hier ein paar der wichtigsten Dinge:
- Katzen brauchen einen Lebensraum mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. Man kann viel tun, indem man Ebenen im Raum schafft, die Katzen genausogut, wenn nicht besser als reine Quadratmeter akzeptieren. Aber die Kapazitäten haben Grenzen. Anders gesagt: Sie brauchen genügend Platz.
- Die Regel für die Anzahl der Toiletten lautet: pro Katze eine Toilette plus eine zusätzliche. Auch dafür brauchen Sie die räumlichen Möglichkeiten.
- Die Kosten nicht vergessen. Hochwertiges Futter kostet Geld – rechnen Sie mit gut und gerne 50 Euro pro Monat, dazu kommen Streu, Spielzeug, Leckerlies und mögliche Behandlungskosten im Krankheitsfall. Und bedenken Sie: Eine Krankheit kann ansteckend sein und multipliziert sich dann in Ihrem Haushalt.
- Katzenrudel haben meist keine dauerhaft stabile Struktur. Hin und wieder kann es bei Ihnen also einen ganz schönen Trubel geben.
Katzen sind keine Einzelgänger!
Egal, alles klar, alles verstanden, es sollen trotzdem mehr als zwei sein – dann helfen folgende Tipps:
Wenn sie keine „Profis“ sind, dann sollten nicht mehr Katzen als Menschenhände im Haushalt sein.
Eine ungerade Anzahl führt häufiger zu Problemen als eine gerade.
Rufen Sie uns an, wenn Sie eine Beratung brauchen!
Besprechen Sie das alles mit Ihrer Familie gut – auch die möglichen negativen Auswirkungen. So werden Überreaktionen schon im Vorfeld vermieden. Wenn Sie sich gut vorbereiten, werden Ihr neuer oder Ihre neuen Mitbewohner Ihnen viel Freude bereiten. Gut vorbereitet ist halb gewonnen.
Freigang- oder Wohnungskatzen?
Vielen Katzenhaltern stellt sich diese Frage nicht. Die einen haben keine Möglichkeit, die anderen haben die Möglichkeit, ihren Katzen Freigang zu geben und halten es für alternativlos, weil Katzen Freigang brauchen. Dazwischen gibt es viele Schattierungen. Wir wollen versuchen, das Dickicht etwas zu lichten.
Katzen können mit den Gefahren, die die Natur mit sich bringt, sehr gut umgehen. Anders verhält es sich mit den Gefahren, die der Mensch für die Tiere bereithält, insbesondere ist hier der Autoverkehr zu nennen.
Einen Freigang halten wir nur dort für vertretbar, wo die Katzen nicht unmittelbaren Gefahren durch den Straßenverkehr ausgesetzt sind. Machbar ist Freigang meist in ruhigen Wohngegenden – und dort ist er für die Katzen eine Bereicherung.
Wenn es dann rausgehen soll, beachten Sie…
Bäume
Wer kennt diese Geschichte nicht zur Genüge: Die Katze sitzt auf dem Baum und kommt nicht herunter. Es wird gewartet, gewartet und gewartet – schließlich kommt die Feuerwehr und trägt das Häufchen Unglück wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Eine gepfefferte Rechnung natürlich inklusive.
Durch die Krallenform sind Katzen nicht dazu in der Lage, mit dem Kopf voran einen Baumstamm herunterzuklettern. Das geht nur rückwärts.
Rückwärts klettern
Den Feuerwehr-Notruf kann man relativ leicht verhindern, indem man die Katze lehrt, dass sie rückwärts kletternd einen Baum wieder verlassen kann.
Nutzen Sie eine Ecke in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung und versehen Sie sie vom Boden bis zur Decke mit Sisalplatten oder geeignetem Teppich. Mithilfe eines Laserpointers oder anderen geeigneten Spielzeugs lässt sich Ihre Katze nun prima hochjagen. So wird sie lernen, rückwärts zu klettern, dann muss sie es nicht erst in einer Notsituation erlernen.
Keller, Garagen, Schuppen & Co.
Tür zu – und nun? Ihre Katze kommt nicht nach Hause und sitzt eingesperrt in ihrem unerwarteten Gefängnis.
Sie hört Sie zwar rufen, ist aber völlig eingeschüchtert und antwortet nicht. Sie wartet darauf, dass Sie sie herausholen, aber Ihre Stimme wird wieder leiser, bis Sie nicht mehr zu hören sind. So oder so ähnlich spielen sich solche Szenen oft ab.
Auch hier hilft: vorher üben!
Schließen sie hin und wieder beiläufig einen Raum, in dem sich Ihre Katze befindet. Nach einer Weile fangen Sie an zu rufen.
Öffnen Sie die Tür erst, wenn die Katze antwortet und belohnen Sie sie dann mit dem Leckerchen Ihrer Wahl. Wenn das nach einer Weile gut funktioniert, wird Ihre Katze auch draußen antworten, wenn sie in Not ist.
Der Alltag mit Freigängern
Es hört sich herzlos an, aber mit Freigängern brauchen Sie ein paar Nerven mehr als Wohnungskatzenhalter.
„Geschenke“ gehören dazu. Halb gegessene oder noch lebende Mäuse oder Vögel. Haben Sie Verständnis dafür, es ist ein liebevolles Zeichen, wenn Ihre Katze ihre Beute mit Ihnen teilt.
Kleinere und größere Verletzungen von Auseinandersetzungen im Revier kommen regelmäßig vor. Sie sollten nicht bei jeder Schramme zum Tierarzt gehen, andererseits ist zu große Sorglosigkeit auch fehl am Platze. Wir halten den Kontakt zu einem Homöopathen oder Tierheilpraktiker für vorteilhaft, da so verhindert werden kann, dass bei kleineren Verletzungen schon prophylaktisch ein Antibiotikum gespritzt wird. Antibiotika sind eine sehr wirksame Waffe gegen bestimmte bakterielle Erkrankungen, wenn sie selten, gezielt und nur bei nachgewiesener Notwendigkeit eingesetzt werden.
Giftköder
Giftköder, wie manche Menschen sie gegen Ratten auslegen, sind auch für Hauskatzen tödlich. Und es handelt sich um einen sehr qualvollen Tod – egal ob die Katze den Köder oder die vergiftete Ratte oder Maus frisst. Giftköder sind anmeldepflichtig und dürfen nur ausgelegt werden, wenn auch entsprechende Warnschilder aufgehängt werden. Sehen Sie solche Schilder, lassen Sie Ihre Katzen vorerst nicht heraus!
Bekommen Sie mit, dass Anwohner Gift auslegen ohne dafür autorisiert zu sein, zögern Sie nicht mit einer Anzeige!
Die Miez kommt abends nicht nach Hause?
Ja, das wird Ihnen passieren. Die Dämmerung und die Nacht haben eben einen ganz besonderen Reiz für unsere kleinen Räuber.
Morgens ist der Ausreißer dann meist wieder da.
Müde und manchmal ein wenig ramponiert.