Tierrechte

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Tierrechte
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Über Tierrechte.

Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen das Thema Tierrechte näher bringen. Die Forderung nach Tierrechten ist in Abgrenzung zu Tierschutzbelangen zu verstehen. Die Forderung nach Tierrechten geht deutlich weiter.

Sie sind – wenn Sie hier lesen – mit großer Wahrscheinlichkeit ein Tierfreund, vielleicht auch ein Tierschützer. In jedem Fall besitzen Sie Empathie für andere Geschöpfe.

Nehmen Sie sich bitte etwas Zeit, um sich mit dem Verhältnis von Menschen zu Tieren auseinanderzusetzen. Das kann für Sie eine große Bereicherung sein.

Wer sich mit der Frage auseinandersetzt, ob die Bedürfnisse von Tieren von uns Menschen berücksichtigt werden müssen, versteht sehr schnell, dass die Forderung nach Rechten für Tiere eine gewaltige ethische Dimension hat. Nicht umsonst sind die Protagonisten der Tierrechtsdebatte überwiegend in der Philosophie zu finden.

Die theoretischen Auseinandersetzungen sind das eine. Die praktischen Auswirkungen des Mensch-Tier-Verhältnisses sind aber das andere. Und hier gilt es zu allererst hinzusehen. Jeder, der sich eine ernstzunehmende und begründete Meinung bilden möchte, muss den Status Quo kennen.

In dieser Rubrik finden Sie:

Allgemeine Erklärung der Tierrechte

Die englische Organisation uncaged hat 1998, anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung der Erklärung der Menschenrechte, die Erklärung der Tierrechte veröffentlicht. Die deutsche NGO Tier-Time e.V. hat eine deutsche Überstzung hochgeladen, die wir hier einbetten.

Treffender kann man die Idee des Tierrechtsgedankens kaum formulieren.

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Allgemeine Erklärung der Tierrechte (UDAR) – 1998

Vollständige Übersetzung der Originalversion der Allgemeinen Erklärung der Tierrechte (UDAR)

(Quelle)

“Es ist ein logischer und unvermeidlicher Schritt in der Entwicklung ethischen Denkens, auch Tieren moralische und gesetzliche Rechte zuzuschreiben und diese in einer Erklärung der Tierrechte der Vereinten Nationen zu verankern.”

Am 10. Dezember 1948 stimmten die Vereinten Nationen in einer Generalversammlung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) zu. Die Erklärung verankert den Grundsatz, dass Menschen nicht länger vor dem Gesetz oder in der staatlichen Ordnung als bloße Werkzeuge der Mächtigen oder als Untertanen des Staates behandelt werden, sondern dass sie über einen ihnen eigenen Wert verfügen und dass ihnen die Möglichkeit eingeräumt werden muss, ihr Leben nach ihren eigenen Bedürfnissen und Prioritäten zu leben, soweit diese nicht die Rechte anderer verletzen. Die Festsetzung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte symbolisiert den Triumph der Menschlichkeit in einer Zeit nach dem verheerendsten Krieg in der menschlichen Geschichte, in einem Jahrhundert, das bereits zum verheerendsten der menschlichen Geschichte geworden war.

So unvollständig und unzureichend unsere Durchsetzung der Grundsätze der Menschenrechte seit 1948 auch war, so stellt die AEMR doch den Beginn einer neuen Ära der menschlichen Moral und Rhetorik dar, in der Mitgefühl, Gerechtigkeit und die Rechte des Individuums schließlich Vorrang vor dem Diktat der Macht haben.

Wir ziehen den Hut vor jenen, die ihrer Vision Form gegeben und die Erklärung der Menschenrechte ausgearbeitet haben sowie vor den Bemühungen all derer, die dazu beigetragen haben, dieses Ideal zu verwirklichen. Wir sind uns unser aller Verantwortung bewusst, den Missbrauch von Menschenrechten in der Welt in Frage zu stellen und zu überwinden. Aber wir glauben auch, dass wir den Idealismus von 1948 vor allem dadurch achten und fortbestehen lassen, dass wir die Begrenztheit unserer eigenen Ideale anerkennen und versuchen, der Moral unserer Zeit und unserer Zukunft in der gleichen Weise Form zu geben wie es die Verfasser der AEMR zu ihrer Zeit taten.

Wir glauben, dass es in Zukunft nicht darum geht, die Ideale von 1948 vor äußeren Einflüssen abzuschirmen und erstarren zu lassen, sondern sie zu erweitern. Insbesondere meinen wir, dass die Zeit gekommen ist, den moralischen Imperativ in seiner Ganzheitlichkeit anzuerkennen und somit auch nicht-menschliche Tiere in den Schutz mit einzuschließen, der durch die Deklaration gewährt wird. Die Menschheit hat längst erkannt, dass Tiere nicht nur Instrumente unserer Wünsche oder unseres Willens sind, und dass die Realität ihrer Fähigkeit, Freude und Schmerz, Glück und Leid zu erleben, uns zwingt, anzuerkennen, dass moralische Grundsätze im Umgang mit nicht-menschlichem Leben ebenso gelten sollten wie im Umgang mit menschlichem Leben.

Es ist somit eine logische und unvermeidbare Fortentwicklung dieses Prinzips, auch Tieren moralische und gesetzliche Rechte zuzusprechen sowie diese in einer Erklärung der Tierrechte durch die Vereinten Nationen zu verankern. Daher stellen wir im Folgenden eine solche Allgemeine Erklärung der Tierrechte vor:

Die Ausbeutung von Tieren durch den Menschen ist ebenso tief in der menschlichen Kultur dieses Jahrhunderts verankert wie es die Ausbeutung unserer Mitmenschen im vergangenen Jahrhundert war. Die Fortschritte im Bereich der Menschenrechte, welche das 20. und 21. Jahrhundert auszeichnen, werden unsere Vorfahren als ebenso radikal empfunden haben wie es die Abschaffung der Tierausbeutung heute zu sein scheint. Das Ausmaß dieser Ausbeutung erfordert dringend eine gesetzliche Festlegung und den Schutz der Tierrechte und es liegt in unserer Verantwortung, moralische Leitbilder nicht in Traditionen und vertrauten, althergebrachten Strukturen zu suchen, sondern in den aufgeklärten Prinzipien von Mitgefühl und Gerechtigkeit, welche die Ideale unserer Zeit geprägt haben. Die Annahme, dass Tiere keine Rechte haben können, nur weil wir ihnen noch keine gegeben haben, gehören der Vergangenheit an. Wir müssen die Wahrheit mit offenem Geist und in dem Bewusstsein suchen, dass die Zukunft stets jenen gehörte, die den Mut und die Vision hatten, die vorherrschenden Ansichten ihrer Zeit in Frage zu stellen. Heute, 53 Jahre nach der offiziellen Festlegung der Menschenrechte, ist die Zeit reif, um diese Argumente voranzubringen.

Die Unterschiede zwischen Homo sapiens und anderen Tieren sind mannigfach, aber die Evolution lehrt uns, dass wir, auf einer grundlegenden Ebene, durch tiefgreifende Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind. Genetisch kaum von unseren nächsten Verwandten, den Primaten, zu unterscheiden, sind wir Menschen nicht die Spitze, sondern lediglich ein kleiner Zweig im großen Baum der Evolution.

Die Evolution lehrt uns auch, in fast jeder Hinsicht mit Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebensformen zu rechnen.

Die Wissenschaft wie auch die Erfahrung lehren uns, dass wir nicht länger unterstellen können, dass Tiere bloße Maschinen oder lediglich instinkt- und reflexgesteuert sind: sie gedeihen in Freiheit oder verkümmern in Unterdrückung, genauso wie wir. Wir können uns nicht mehr in Unwissenheit flüchten.

Tierschutz

Tiere mögen nicht in der Lage sein, ihre Interessen in unserer Sprache auszudrücken oder ihre Rechte bei uns einzufordern. Dass sie aber Interessen und Bedürfnisse haben, steht außer Frage.

Alle Tiere versuchen, ihr Leben zu schützen, ihre Freiheit zu bewahren, zu suchen, was ihnen Freude bereitet sowie zu vermeiden, was ihnen Unmut und Schmerz zufügt – kurz, ihr Leben nach ihren eigenen Prioritäten zu leben. Mehr noch, Tiere besitzen und zeigen Charakteristika, die sie als Individuen auszeichnen und sie von ihren Artgenossen unterscheiden. In all diesen Punkten sind sie den Menschen ähnlich, so stark wie ihre Lebensweise im Einzelnen auch von der unseren abweichen mag.

Wenn Tiere Schmerzen leiden und versuchen, ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Freuden zu schützen, so wie wir es tun, auf welcher Grundlage können wir ihnen dann weiterhin den Schutz ihrer Rechte verwehren – der Rechte, die unser Leben, unsere Freiheit und unser Vergnügen schützen?

Es wird behauptet, dass Tieren kein Anspruch auf Rechte zusteht, weil es ihnen an unserer Intelligenz, unserer Fähigkeit zu emotionalen Bindungen oder unserem Sinn für Moral fehlt, oder weil sie keine Verpflichtungen eingehen und das leisten können, was von Mitgliedern einer Gesellschaft erwartet wird. Während nur wenige bestreiten würden, dass fast alle Menschen diese Fähigkeiten in weit höherem Maße besitzen als Tiere, wurde dagegen nie begründet, warum dies den Tieren Schutz vor Ausbeutung oder Schaden verweigern sollte. Fehlt es doch auch vielen Menschen an diesen Qualitäten: sehr jungen oder solchen mit psychischen Beeinträchtigungen infolge von Krankheit, oder solchen mit angeborener Behinderung oder Verletzung. Wir erkennen zu Recht an, dass diese Menschen nicht weniger, sondern sogar mehr Schutz verdienen: nicht die Verweigerung ihrer Rechte, sondern ihre Stärkung tritt in Kraft. Wir haben eine besondere Verantwortung für diejenigen, welche nicht in der Lage sind, selbständig die Vorteile der vollen Teilhabe in der menschlichen Gesellschaft zu erlangen und ihre eigenen Interessen wirksam zu verteidigen. In dieser Hinsicht gegensätzliche Prinzipien menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen gegenüber anzuwenden, bedeutet demnach, sich der ungerechtfertigten Diskriminierung schuldig zu machen.

Tieren werden ihre Rechte nicht wegen bedeutsamer oder relevanter Unterschiede zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Leben verweigert, sondern aus dem selben Grund, aus dem auch Menschen ihre Rechte abgesprochen wurden und werden: weil es die Freiheit der Mächtigen ins Wanken bringen würde, ihnen Rechte zuzugestehen. Die Menschenrechte wurden unter Widerstand der Reichen und Mächtigen sowie auf Kosten ihrer Privilegien gewonnen. Der Ursprung des Widerstands gegen diese Emanzipation von Tieren ist nicht Vernunft oder Gerechtigkeit, sondern eine falsche Vorstellung von menschlichem Eigennutz.

Letztlich bedrohen die Rechte der Tiere die Freiheit einiger Menschen, die sie nach eigenem Ermessen benutzen und somit ihre eigenen Interessen vorantreiben wollen. Die Argumente gegen Tierrechte halten weder logischer noch ethischer Prüfung stand, weil sie die Nachhut einer überholten, fadenscheinigen Philosophie sind.

Der Vorwand, dass menschliche Angelegenheiten isoliert von denen aller anderen Lebewesen auf unserem Planeten betrachtet und somit anders gehandelt werden können, ist nicht länger tragbar. Die Evolution lehrt uns nicht Arroganz, sondern Bescheidenheit, und die großen Torheiten unseres technologischen Jahrhunderts dienen dazu, die Lektion zu bekräftigen, dass die Welt um uns herum weder unser Eigentum noch dazu da ist, uns zu dienen. Auch der weitere Vorwand, dass der Ausschluss anderer Arten vom Nutzen des Mitgefühls und der Gerechtigkeit durch unseren Status als dominante Art begründet werden kann, ist unhaltbar. Macht ist nicht mehr das Maß des moralischen Wertes. Das ist die Lehre unseres Zeitalters.

So wie die Verfasser der AEMR sowohl in der seit langem etablierten philosophischen Tradition der Aufklärung als auch als Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelten, wurden auch die Verfasser der Erklärung der Tierrechte sowohl durch die Humanistisch philosophische Tradition als auch durch die beispiellose Art und das Ausmaß der Tierausbeutung zum Ende des 20. Jahrhunderts motiviert.

Die Massentierhaltung, die Zerstörung der natürlichen Umwelt und die Einführung von neuartigen wissenschaftlichen Verfahren wie dem Klonen und der Xenotransplantation repräsentieren den Missbrauch von Lebewesen und der Interessen der Tiere in einer Weise, die noch vor einem halben Jahrhundert undenkbar war. Das Nebeneinander der Anerkennung der Menschenrechte auf der einen Seite sowie des institutionalisierten Missbrauchs und Ausbeutens von Tieren in globalem Maßstab auf der anderen Seite stellt eine ethische Herausforderung dar, die nicht mehr ignoriert werden kann und die, so glauben wir, die Entwicklung der Moral und, zwangsläufig, der Zivilisation im kommenden Jahrhundert bestimmen wird.

Die Erklärung der Tierrechte ist sowohl die Erklärung eines Vorhabens als auch die Erklärung eines Grundsatzes. Wir haben den fünfzigsten Jahrestag der ursprünglichen Deklaration als Anlass genommen, unsere Absicht anzukündigen, das Ziel der Verankerung der Tierrechte in der Politik der Vereinten Nationen bis zur Hundertjahrfeier der Deklaration am 10. Dezember 2048 zu erreichen. Die menschliche Gesellschaft muss sich der Herausforderung stellen, ihr Verständnis von Fortschritt insofern neu zu definieren, als Anerkennung und Schutz der Tierrechte ebenso ein Barometer für die Reife unserer Kultur sind wie die Anerkennung und der Schutz der Menschenrechte. Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation, ihre Grundsätze sowie ihre Praxis, wird nicht mit dem zwanzigsten Jahrhundert enden: die Bürger des kommenden Jahrhunderts, die Kinder und Jugendlichen von heute, werden den moralischen Fortschritt ihrer Zeit genauso herausarbeiten, wie wir den unseren definiert haben. Die Zukunft gehört ihnen, aber sie beginnt mit uns. Heute.

[Übersetzt von www.tier-time.de mit folgender Erklärung: This work by www.tier-time.de is licensed under a Creative Commons Attribution-Noncommercial-Share Alike 3.0 Germany License
Eine Verwendung der Texte, Dokumente, Audiodateien und Grafiken auf dieser Website unter Nennung der Quelle Tier-Time e.V. ist erlaubt und ausdrücklich erwünscht. Über einen Hinweis auf die Art der Verwendung würden wir uns freuen.]

Wir listen nicht auf Empfehlung sondern erst, wenn wir das Buch selbst gelesen haben.

Literatur

Unsere Literatur-Empfehlungen

Diese Literaturempfehlungen haben nicht zwingend alle das Thema Tierrechte im Fokus, sie befassen sich entweder konkret damit, haben eine große Nähe oder befassen sich mit eng verwandten Themen. Minirezensionen folgen nach und nach. Diese Liste verfolgt auch nicht das Ziel der Vollständigkeit. Wenn aber wesentliche Werke fehlen, dann bitten wir um entsprechende Information, damit wir unsere Lesevorrat wieder auffüllen können. Wir listen nicht auf Empfehlung sondern erst, wenn wir das Buch selbst gelesen haben.

Dr. Steven Best „Totale Befreiung“ Eine Revolution für das 21. Jahrhundert

(EchoVerlag, ISBN 978-3926914576)

Best ist für klare Worte bekannt und macht in dieser Hinsicht seinem Namen mit diesem Buch alle Ehre. Polarisation ist nicht erst seit seinem öffentlichen Bekenntnis zu den Aktionen der ALF Programm. Sein jüngstes Buch ist mit Blick auf das Massensterben von Arten, dem fast unvorstellbaren Ausmaß an Tierausbeutung und der überall stattfindenden ökologischen Katastrophe der Aufruf zu einem neuen und radikal veränderten Denken und Handeln. Das 21. Jahrhundert wird der Wendepunkt sein oder das Ende unserer Entwicklung. In Teilen ist dieses Buch eine Gereralkritik an linken Bewegungen, Veganern, der Tierrechtsszene und vielen anderen Formen von herrschafts-, hierarchie- und kapitalismuskritischen Gruppen. Best bemängelt die Beschränktheit der Sichten und fordert zu Allianzen auf. Lesern, die Best nicht näher kennen, sei empfohlen, das Buch auch dann zuende zu lesen, wenn sie sich in der ersten Hälfte durch die radikale Sprache und die (intellektuell brilliante) Gewaltdiskussion abgestoßen fühlen. Sie werden im zweiten Teil belohnt durch eine visionäre Sicht auf unsere Möglichkeiten und Potenziale und durch eine analytische Sicht auf unseren Zustand und unsere Zukunft. Ein anderer Aufbau hätte das Buch sicher breiteren Kreisen zugänglich gemacht – aber es bleibt ein klares Fazit: Klar und deutlich, schonungslos, radikal und  ein offener Aufruf zum Handeln. Best at it’s best…

Nina Messinger „Du sollst nicht töten!“ Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung

(Smaragd, ISBN 978-3941363472)

Die Autorin brauchte etwas, um warm zu werden. Die ersten 15% lesen sich wie eine arg vereinfachte Argumentationssammlung der aktuellen Tierrechtsstandpunkte. Dann allerdings folgt ein Interview mit Christian Opitz und das Buch nimmt inhaltlich Fahrt auf. Insgesamt ist es eher ein für jedermann verständlicher Rundumschlag über alle Themen der Tierrechts- und Veganismusdebatte. Großer Pluspunkt: im Buch sind mehrere interessante Interviews verarbeitet. Gut für Einsteiger in das Thema geeignet, aber kein „must have“.

Daniela Friedl „Mitleid unangebracht“ vegan leben in Österreich

(tredition, ISBN 978-3842445796)

Ich liebe dieses Buch, aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, für wen das geschrieben ist. Die Autorin schreibt autobiografisch, berichtet aus ihrem Alltag, verknüpft mit guten Sachinformationen, verziert mit schönen Zitaten und bebildert das Buch hübsch. Daniela Friedl hat einen sehr angenehmnen Schreibstil, des Lesen macht einfach einen riesengroßen Spaß. Nach dem Schließen des Buches ist man ein Stück mehr motiviert, seinen tierfreundlichen Lebensstil konsequent umzusetzen und man macht das mit einem Lächeln im Gesicht. Viele werden sagen, dass dieses Buch überflüssig ist, weil es nichts Neues enthält – ich empfehle: kaufen und lesen, weil es der Seele einfach unglaublich gut tut…

Alexander Bulk „Schweinchen Hugo reißt aus“

(compassion media, ISBN 978-3-9814621-3-5)

Ein Kinderbuch der anderen Art. Erzählt wird die Geschichte vom Schweinchen Hugo und seiner Freundin Matilda. Hugo quält die Frage, was wohl außerhalb des Stalls ist und fragt sich, warum der Bauer ihn nicht herauslässt. Auf Matilda und die anderen Tiere warten bei ihrer Suche nach Antworten auf ihre Fragen einige Abenteuer und Gefahren. Das Buch erzählt in kindgerechter Weise eine Geschichte von Neugierde, Freiheit und über die Angst vor dem Ungewissen. Allerdings wird hier nicht das naive Bauernhofideal städtischer Bewohner vermittelt, wie man es üblicherweise in Kinderbüchern findet.

Neben der eigentlichen – fiktiven – Geschichte finden sich im Anhang echte Geschichten von Schweinen, die auf Lebenshöfen leben.

Jan Bredack „Vegan für alle“

(Piper, ISBN 978-3492056304)

Ein ehemaliger Mercedes-Manager gründet das Veganz, den ersten veganen Supermarkt Deutschlands. Das Buch ist in weiten Teilen autobiografisch und gibt interessante Einblicke in die soziologischen und psychologischen Strukturen modernen Managements (nicht nur) großer Konzerne und dem Willen einiger weniger, dieses Biotop hinter sich zu lassen. Bredack beschreibt ausführlich seine Beweggründe sowohl das eine Leben hinter sich zu lassen und auch das andere Leben neu aufzubauen. Es ist eher leichte Lektüre, die aber dennoch einen nachdenklichen Leser zurücklässt. Zum Ende des Buchs hin, kommen einem Zweifel auf, wie unsere Gesellschaft heute mit ihren Maximen überdauern kann, wenn wir den Wechsel nicht hinbekommen. Bredack selbst ist jedoch ein Zeuge dafür, dass es dennoch möglich ist. Insgesamt ein Buch, das Mut macht, anzupacken.

Rüdiger Dahlke „Peace Food“

(Gräfe und Unzer, ÎSBN 978-3833822865)

Dieses Buch ist mehr ein Plädoyer eines Ganzheitsmediziners als eine tierrechtliche Lektüre. Dahlke nimmt starke Bezüge auf die China Study und erklärt aus seiner beruflichen Praxis als Arzt die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit. Darüber hinaus stellt er seine Theorien über die Zusammenhänge mit der Seele des Menschen dar und begründet vieles klar wissenschaftlich, manches mutet dagegen etwas esoterisch an. Insgesamt ist es aber eine lesenwerte Mischung, die an keiner Stelle belehrend wirkt. Dahlke gibt starke Denkansätze und bietet Lösungsmöglichkeiten an. Wie so oft in Büchern dieser Art, finden sich einige Rezepte am Ende des Buches – in diesem Fall jedoch wirklich wundervolle. Lesenswert auch für Leser, die einen Einblick in hormonelle Ursache-Wirkung-Beziehungen und in den Stoffwechsel des Menschen haben möchten.

Charles Patterson „Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka“

(Zweitausendeins, ISBN 978-3861506492)

Der Titel des Buches ist ein Zitat von Isaac B. Singer, dem einzigen jiddischen Schriftsteller, der bislang den Literatur-Nobelpreis erhalten hat. Patterson schreibt über die Ursprünge des industriellen Tötens, über die Analoga, die der Holocaust mit der Tierhaltung und Tierschlachtung aufweist. Patterson macht deutlich, dass ein Vergleich mit dem Holocaust nicht nur statthaft sondern sogar geboten ist. In dem Buch werden viele Überlebende des Naziregimes zitiert, denen selbstverständlich nicht an einer Gleichsetzung gelegen ist. Es ist ein verstörendes Werk, das aber aufrüttelt und deutlich zeigt, wie emotionale Abstumpfung zur Verwahrlosung wird, wie solche Mechanismen funktionieren, die – je nach Anwendung – in ihrer jeweiligen Katastrophe enden. Pflichtlektüre, insbesondere für kritische Leser, die grundsätzlich ein Problem mit Holocaustvergleichen haben.

Antoine F. Goetschel „Tiere klagen an“

(Fischer, ISBN 978-3596191000)

Der Titel ist wörtlich gemeint, denn der Autor war Tieranwalt in Zürich und hat dort stellvertretend für seine Klientel deren Rechte vertreten. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass in der Schweiz als einiziger Nation der Welt die Würde des Tieres Verfassungsrang hat. Wie wichtig das für die Zukunft sein wird, erläutert Goetschel durch die Beantwortung von zehn Fragen. Dieses Buch sei jedem ans Herz gelegt, der meint, dass die rechtliche Situation hinsichtlich der bestehenden Dramatik keine Rolle spielt. Er erläutert sehr anschaulich und für juristische Laien verständlich, warum auch dieses Feld der Tierrechtsbewegung unverzichtbar ist. Es werden nicht nur ethische Dillemmata thematisiert sondern auch praktische Ratschläge gegeben. Zudem schärft das Buch auch die Einsicht in die Notwendigkeit der Instanzenwege. Pflichtlektüre.

Andreas Grabolle „Kein Fleisch macht glücklich“

(Goldmann, ISBN 978-3442173167)

Der Autor beschreibt seinen Weg der Auseinandersetzung mit dem Fleischkonsum. Es beginnt mit einem Selbstversuch und endet mit voraussehbar klaren Erkenntnissen. Was wir essen, ist keineswegs gleichgültig. Grabolle ist kein Dogmatiker, zeigt aber in einer gut geschriebenen Zusammenfassung auf, wo die realen Probleme heute liegen. Gut recherchierte Inhalte werden ergänzt durch die wesentlichen Zahlen, die es in diesem Zusammenhang zu nennen gibt. Kein „must have“ aber eine sehr gut komprimierte Darstellung des Status Quo.

Hilal Sezgin „Artgerecht ist nur die Freiheit“

(C.H. Beck, ISBN 978-3406659041) ‚Eine Ethik für Tiere oder: Warum wir umdenken müssen‘

Die Autorin setzt sich mit den aktuellen tierrechtlichen Positionen intensiv auseinander. Sie strukturiert das Werk mittels fünf Fragen: Grundsätzlichen Erläuterungen über die Ethik schließen sich die Fragen, ob wir Tiere quälen, töten bzw. nutzen dürfen an und enden schließlich mit die Frage, wie wir mit Tieren leben können. Hilal Sezgin besticht durch intellektuellen Anspruch ohne verkopft oder theoriegetrieben zu sein. Das Buch ist anspruchsvoll und leicht lesbar zugleich, der Autorin ist diese Gratwanderung mit Bravour geglückt.

Urlich Seifert „Vegetarier – Gottlose Ketzer?“

(Gabriele-Verlag, ISBN 978-3892013457)

Für Atheisten handelt es sich hier um eine eher schwierige Lektüre. Theistisch gebildete Personen haben aber sicher einen guten Zugang über die zitierten Fundstellen, die Haltungen und Diskussionen mit christlich-religiösem Hintergrund. Spannend ist aber, dass sie die mitunter harte, aber begründete Kritik des Autors an den kirchlichen Positionen, auf einer Innensicht beruht. Hier findet eine Auseinandersetzung statt, die sich gegen einen autokratischen Führungsanspruch stellt. Aus dem Grunde kann dieses Buch auch für Menschen ohne christlich-religiösen Anker lesenswert sein (anlesen sinnvoll).

Peter Singer „Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere.“

(Rowohlt, ISBN 978-3499199103)

Der Klassiker der Tierrechtsliteratur. Die Erstausgabe liegt nun schon über 30 Jahre zurück und hat an Gültigkeit nicht eingebüßt. Singer ist mit seinen Thesen nicht unumstritten, der Leser sollte daher etwas Abstraktionsvermögen mitbringen. Dennoch ist Singer wohl der Erste, der den Tierrechtsgedanken von vielen unterschiedlichen Seiten beleuchtet hat. Ein Muss für jeden, dem die Thematik am Herzen liegt.

Helmut F. Kaplan „Der Verrat des Menschen an den Tieren“

(Vegi-Verlag, ISBN 978-3909067060)

Kaplan ist ein Verfechter der „einfachen Ethik“, um sich nicht in theoretischen Modellen und komplizierten Konstruktionen zu verfangen. So klar diese Ausrichtung ist, so deutlich sind auch seine formulierten Standpunkte. Kaplan ist unbequem, direkt und provozierend.

Helmut F. Kaplan „Tiere haben Rechte. Argumente und Zitate von A – Z“

(Fischer, ISBN 978-3891311189)

Insbesondere für Neulinge des Tierrechtsthemas ist dieses eine interessante Zusammenfassung der gängigsten Themen und Standpunkte.

Melanie Joy „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“

(Compassion Media, ISBN 978-3981462173)

Eines meiner Lieblingsbücher. Melanie Joy ist eine US-ameikanische Soziologin, die den Begriff ‚Karnismus‘ erdacht hat. Joy erläutert sowohl die soziologischen als auch die psychologischen Zusammenhänge und Mechanismen, die uns Menschen zu unserem paradoxen Umgang mit Tieren und unserer Duldung und Erklärung von Gewalt bringen. Allerfeinstes Brainfood. Auch für belesene Tierrechtler eine sehr interessante Perspektive, die viel zum Verständnis unserer Zustände beiträgt.

Karen Duve „Anständig essen. Ein Selbstversuch“

(Goldmann, ISBN 978-3442476473)

Ein unterhaltsames Buch über die Selbstversuche der Autorin. Geeignet für Zweifler aber auch für Schmöker-Leser. Dieses Buch hat wenig tierrechtliche Aspekte, beschreibt jedoch schön eine typische Entwicklung und die Konflikte von Menschen mit sich selbst und ihrer Umwelt, die sich mit den ethischen Dimensionen der Ernährung auseinandersetzen.

Jonathan Safran Foer „Tiere essen“

(Fischer, ISBN 978-3596188796)

Ein schriftstellerisch herausragendes Buch, das man am ehesten als Hybrid aus Sachbuch und Autobiografie bezeichnen kann. Erstmals hat ein Buch über die moralische Dimension des Essens eine solche Breitenwirkung erzielt. Geeignet für jeden Menschen, der sich seiner Verantwortung bewusst wird und tiefer in die Thematik einsteigen möchte.

John Robbins „Ernährung für ein neues Jahrtausend“

(Nietsch, ISBN 978-3929475081)

John Robbins hätte eigentlich der Erbe des Baskin-Robbins-Speiseeis-Imperiums werden sollen. Aber er entschied sich dagegen und wurde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einer der meistgelesenen Autoren, die für eine vegane Ernährung werben. Sein Engagement ist herausragend, seine Bücher Bestseller. ‚Ernährung für ein neues Jahrtausend‘ ist nunmehr auch schon 30 Jahre alt und so aktuell, als wäre gestern erst die Tinte getrocknet. John Robbins schreibt sich förmlich in die Seele des Lesers und macht Lust auf eine bessere Welt.

John Robbins „Food Revolution“

(Nietsch, ISBN 978-3934647503)

Dieses Buch baut auf Robbins‘ Erstlingswerk auf und konkretisiert unzählige Aspekte einer pflanzlichen Ernährung. Robbins beleuchtet unseren Umgang mit tierischen Nahrungsmitteln von den unterschiedlichsten Seiten. Sein Buch ist voller Anekdoten und interessanter Details. Trotz des Umfangs ist ‚Food Revolution‘ ein kurzweiliges Buch.

John Robbins „Letzter Ausweg vegan“

(Nietsch, ISBN 978-3862642205)

John Robbins‘ aktuelles Werk. Die bekannte Thematik wird durch aktuelle Entwicklungen und neueste Forschungsergebnisse ergänzt. Ein kurzes überschaubares Buch für alle, die sich auf dem Laufenden halten wollen.

Campbell / Campbell „China Study“

(Verlag Systemische Medizin, ISBN 978-3864010019)

Der Untertitel des Buchs lautet „Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise“ – und das trifft es tatsächlich. Der wissenschaftliche Anspruch wird in verständlicher Weise umgesetzt und in einen interdisziplinären Kontext gestellt, der auch die politischen Motivationen der fleischkonzentrierten Gesellschaft berücksichtigt. Pflichtlektüre.

Tom Regan „The Case for Animal Rights“

(University of California Press, ISBN 978-0520243866)

Tom Regan „Defending Animal Rights“

(University of Illinois Press, ISBN 978-0252074165)

Tolstoi, Wichmann u.a. „Das Schlachten beenden. Zur Kritik der Gewalt an Tieren.“

(Graswurzelrevolution, ISBN 978-3939045137)

Bei diesem Buch handelt sich um eine Zusammenstellung in erster Linie anarchistischer Texte. Es ist höchst spannend zu lesen, wie intensiv diese Form der Gewaltdiskussion auch mit feministischen und anderen linkssozialistischen Denkern verknüpft war. Tolstoi ist ein diesem Zusammenhang ein höchst delikates Stück Literatur. Den Texten mangelt es ein wenig an Überleitungsbauplan in die Gegenwart, aber diesen Anspruch hat die Textsammlung auch nicht. Als Horizonterweiterung sehr zu empfehlen, wenn auch in Teilen etwas zäh zu lesen.

Dr. Karl-Heinz Loske „Von der Jagd und den Jägern. Bruder Tier und sein recht zu leben.“

(Monsenstein und Vannerdat, ISBN 978-3865823724)

Loske – selbst in jungen Jahren ein Jäger – beschreibt in eindrucksvoller Weise die grundlegenden psychischen Konstruktionen von Jägern. Dennoch ist dieses Buch mitnichten nur ein Psychogramm, die Argumente sind allesamt wissenschaftlich biologisch gut unterlegt. Es ergibt sich ein Lesestoff, der zwischen biologischen Fakten, naturnahem Denken und psychologischen Einschätzungen schwebt. Sicher nicht jedermanns Sache, aber dieses Buch erlaubt einen Blick auf die Jäger aus einer einmaligen Perspektive: Nämlich der eines Mannes, der sich gewandelt hat und kritisch die Grundhaltung der Jäger analysiert und an vielen Stellen mit wissenschaftlicher Genauigkeit bloßstellt.

Hal Herzog “Wir streicheln und wir essen sie. Unser paradoxes Verhältnis zu Tieren.”

(Hanser, ISBN 978-3446429222)

Dieses Buch gehört eigentlich nicht in die Sammlung der Tierrechtsliteratur, aber es ist in vielerlei Hinsicht eine Offenbarung. Hal Herzog zeigt viele Eigenheiten, Wiedersprüche und Merkwürdigkeiten in der Mensch-Tier-Beziehung auf, dass sich der Leser wie in einem Minenfeld der Ethik bewegen muss. Ein Fundus für jeden, der ständig Herausforderungen in der Argumentation sucht. Viele Aspekte klären den Blick darauf, wie viele Menschen denken und wieso das Verhältnis der meisten Menschen zu den Tieren absurd und paradox ist. Für alle, die daran arbeiten, dies zu ändern, ist dieses Buch ein Wissensquell.

Corina Gericke “Was Sie schon immer über Tierversuche wissen wollten”

(Echo, ISBN 978-3926914538)

Dieses Buch ist schon aufgrund seiner Nüchternheit nichts für schwache Nerven. Präzises Fachwissen, journalistisch sehr gut recherchiert und schließlich verständlich erläutert – das ist die Quintessenz. Für jeden geeignet, der noch einen Zweifel an der Forderungen der Abschaffung von Tierversuchen hegt – oder eine erstklassige Argumentationsgrundlage sucht. Corina Gericke hat mit der überarbeiteten zweiten Auflage eine umfassende Antwort auf die Frage nach Tierversuchen gegeben.

Hermann Focke “Tierschutz in Deutschland: Etikettenschwindel?!”

(Pro Business, ISBN 978-3939430933)

Focke ist ehemaliger Veterinäramtsleiter und beschreibt präzise die Zusammenarbeit zwischen industrieller Tierproduktion und Behörden. In Teilen wegen der sehr genauen Darstellung etwas langatmig zu lesen, ist dieses Buch dennoch ein Augenöffner bezüglich der Praktiken des Gesetzgebers. Nach der Lektüre sehen Sie das Tierschutzgesetz mit anderen Augen oder erkennen es als das, was der Buchtitel besagt: als Etikettenschwindel.

Hans Jonas “Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technische Zivilisation”

(Suhrkamp, ISBN 978-3518399927)

Für dieses Buch benötigen Sie Zeit und Ruhe. Jonas baut eine ethische Konstruktion für unser Zeitalter, in der die Verantwortung im Mittelpunkt steht. Die Verantwortung des Menschen ist vielmehr das alles dominierende Moralprinzip, das sich in Totalität, Kontinuität und Zukunft manifestiert. Obwohl dieses Buch auch weges seines Stils wie aus der Zeit gefallen scheint, so sind die zugrunde liegenden Gedanken höchst aktuell. Fukushima, Tierausbeutung, Börsenhypes, Datenskandale – in unserer Zeit ist es nötiger denn je, nach vorne zu blicken und eine Ethik zu entwickeln, nach der auch weitere Generationen die Möglichkeit und Berechtigung ihrer Existenz haben.

Wilfried Huismann “Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda”

(Gütersloher, ISBN 978-3579066752)

Der WWF hat alle Register gezogen, um dieses Buch zu verhindern. Glücklicherweise ist ihn das nicht gelungen. Das Buch macht deutlich, dass wir unsere Verantwortung nicht an Label oder Organisationen übertragen können. Schon gar nicht an große, weltumspannende. Dennoch sind die Rechercheergebnisse erschütternd. Den persönlichen Schluss muss jeder Leser selbst ziehen, aber lesen sollte Pflicht sein. Huismanns Recherchen sind seriös und in allen wesentlichen Teilen belegt.

Michael Pollan “Das Omnivoren-Dilemma”

(Goldmann, ISBN 978-3442219339)

Dieses Buch ruft weder zum Vegetarismus auf noch hebt es den moralischen Zeigefinger. Pollan zeigt in diesem schriftstellerisch herausragenden Buch vielmehr wo unsere Nahrung herkommt, wie sie verarbeitet wird und was aus uns, unserer Umwelt und unserem Sozialverhalten dabei wird. Der Ansatz, viel Mahlzeiten-Typen zu ihren Ursprüngen zurückzuverfolgen, ist der Aufhänger für alle Recherchearbeiten. Dass Pollan Professor für Jornalismus ist, spricht aus jeder Zeile dieses Buches. Alleine die Recherchearbeit und der brilliante Stil sind so umwerfend gut, dass ‘Das Omnivoren-Dilemma’ einen Sonderplatz in jeder Buchsammlung verdient.

Michael Pollan “Lebens-Mittel”

(Goldmann, ISBN 978-3442218721)

“Lebens-Mittel” ist eine Abrechnung mit Diäten, Forschern, industrieller Nahrung, dem Wahn der Zusammenstezung und nahezu allen anderen Dingen, die wir heute landläufig mit dem Thema Ernährung in Verbindung bringen. Pollan plädiert für den gesunden Menschenverstand, der den allermeisten Menschen beim Thema Ernährung abhanden gekommen scheint. Es ist aber nicht nur ein Anti-Ratgeber-Buch sondern weist auch eine Fülle von spannenden Fakten auf.

Angelika Krebs (Hrsg.) “Naturethik. Grundtexte der gegenwärtigen tier- und ökoethischen Diskussion”

(Suhrkamp, ISBN 978-3518288627)

Braucht unsere Natur unsere Ehrfurcht? Der Anthroprozentrismus der gängigen ethischen Konzepte ist der Weiterentwicklung unserer Ethik offenbar im Weg. In dieser Sammlung werden Texte pro und contra tierethischer und umweltethischer Haltungen gesammelt. Die Herausgeberin analysiert die Grundlagentexte vieler Philosophen und fasst diese diskursiv zusammen. Eine Übersicht mit kritisch-analytischer Attitüde. Das abschließende Votum der Herausgeberin für die anthroprozentrische Position überzeugt wiederum nicht, was die Qualität der Sammlung und der Arbeit aber nicht schmälert.

Martin Balluch “Tierschützer. Staatsfeind: In den Fängen von Polizei und Justiz”

(Promedia, ISBN 978-3853713310)

Balluch ist kein Schriftsteller, für seine Schilderungen der Ermittlungen gegen die österreichischen Tierschützer nach dem “Terrorismusparagrafen” 278a des österreichischen Strafgesetzes braucht er aber auch keiner zu sein. Der Leser verstummt fasungslos ob der Dinge, die in einem (angeblichen?) Rechtstaat möglich sind. Ein Grund mehr, die Dinge in Frage zu stellen, gegen die wir im Tierschutz und in der Tierrechtsarbeit kämpfen. Das Gemeinwesen verbaut sich langsam den Weg zurück in eine Gesellschaft, in der Veränderungen möglich sind. Der Kampf gegen das Leid von Tieren ist auch ein Kampf gegen die Unterdrückung, die im Alltag jeden trifft.

Beate Rost “Notizen zum Tierschutz”

(Make a book, ISBN)

Mitgefühl ist das zentrale Thema dieses Buches, ein Appell an den Leser, sich mit dem betroffenen Geschöpf zu identifizieren. Beate Rost gelingt dies mit ihren Erzählungen aus dem Alltag des Tierschutzes in einer unnachahmlichen Weise. Dieses Buch ist ein Manifest gegen Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit.

Andreas Flury “Der moralische Status der Tiere”

(Karl Alber, ISBN 978-3495478790)

Flury analysiert treffsicher die Stärken und Schwächen der Axiologien von Salt, Singer und Regan und vergleicht diese miteinander. Bemerkenswert ist seine Kritik an der Axiologie der menschlichen Würde, die er den Analysen der Philosophen vorweg nimmt. Die Quintessenz von Flury ist im letzten Kapitel der Versuch einer eigenen Axiologie, die die Stärken und Schwächen der drei großen Theoriegebilde beachtet. Für eine tiefere Auseinandersetzung mit Tierethik ist dies ein wichtiges Buch, auch wenn die Axiologie von Flury etwas schwach und und unkonkret wirkt.

J. M. Coetzee “Das Leben der Tiere”

(Fischer, ISBN 978-3100108173)

Eine Erzählung, in der sich alles um die Frage nach der Würde der Kreatur dreht. Die Protagonistin, eine Schriftstellerin, verstört mit ihren kompromisslosen Haltungen die Intellektuellen Zuhörer mit einer Vorlesung. Literarisch sehr anspruchsvoll, ohne auch nur den Hauch einer Antwort zu geben. Eine grandiose Darstellung der oft anzutreffenden Hilfs- und Hoffnungslosigkeit. Was bleibt, ist die Erkenntnis, das wir alle Kreaturen mit Würde behandeln müssen. Oder besser: müssten.

Eine Sammelempfehlung sei für das gesamte Sortiment des Pala-Verlags ausgesprochen.

Pala-Verlag

Ein Fest für jeden vegetarisch oder vegan lebenden Menschen, ein Angebot allerschönster Kochbücher, liebevoll gestaltet und angefüllt mit den herrlichsten Rezepten. Dazu noch diverse Literatur rund um ein tierfreundliches und naturnahes respektvolles Leben.

Viel Spaß!